Demokratie lernt man über die Erfahrung: Arbeitsmarktintegration als ideale Basis-1

Demokratie lernt man über die Erfahrung: Arbeitsmarktintegration als ideale Basis

9. Januar 2018

 „Jobbrücke Plus“ Perspektive 2015-2019, Förderung im Rahmen des ESF-Bundesprogramms „Integrationsrichtlinie Bund“ durch das BMAS und den ESF

In der Diskussion um die „richtige Form“ der Integration geflüchteter Menschen fällt sie stets als Schlagwort: die „deutsche Leitkultur“. Eine Position vertritt die Ansicht, dass die deutsche Leitkultur sich am deutlichsten in den ersten Artikeln des deutschen Grundgesetzes widerspiegelt – eine weitere Position fragt nach gemeinsamen demokratischen Werten. Hierfür durchlaufen bundesweit geflüchtete Menschen Orientierungskurse.

Orientierungskurs als wichtiger Baustein der Integrationsarbeit

Damit sie Hintergründe zum deutschen Rechtssystem kennen lernen, damit sie erfahren, welche demokratischen Werte im neuen Land gelebt werden, sieht das BAMF – Bundesamt für Migration und Flüchtlinge – den Orientierungskurs mit einem Umfang von 100 Unterrichtseinheiten als wichtigen Baustein ihrer Integrationsarbeit. Das BAMF schreibt dazu: „Der Orientierungskurs dient der erfolgreichen Vermittlung von Alltagswissen sowie von Kenntnissen der Rechtsordnung, der Kultur und der Geschichte Deutschlands, insbesondere auch der Werte des demokratischen Staatswesens der Bundesrepublik Deutschland und der Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit, Gleichberechtigung, Toleranz und Religionsfreiheit.“ (Quelle BAMF, 2015: Konzept für einen bundesweiten Jugendintegrationskurs)

Verständnis für Toleranz und Gleichberechtigung

Die Vermittlung dieses Wissens erfolgt also in Form eines schulischen Unterrichtes und wird gelehrt. Aber kann man Demokratie gelehrt bekommen? Ist es nicht vielmehr die eigene Erfahrung, aus der ein Verständnis für Toleranz und Gleichberechtigung wachsen muss? Die Demokratiebildung, wie sie innerhalb der Politikwissenschaft und Schulpädagogik angesiedelt ist, spricht schon seit einigen Jahren von einem aktiven Lernen und Erleben innerhalb demokratisch gestalteter Räume.

Ein Verständnis für gesellschaftliche Mitgestaltung kann nur aus eigener Partizipation heraus wachsen. Dass Demokratie auch das Aushalten widersprüchlicher Positionen und Meinungen impliziert, braucht das Erleben von Meinungsvielfalt. Eine frontale Unterrichtssituation schafft diese Nähe zur Praxis nur bedingt. Viel realer sind daher Möglichkeiten des Austausches und des Handelns in wirklichen Situationen wie zum Beispiel innerhalb eines Unternehmens über den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen.

Projekt zur Integration in den Arbeitsmarkt

Projekte wie das Teilprojekt „Jobbrücke Plus“ (gefördert durch das BMAS und den ESF)  – ein Arbeitsmarktintegrationsprojekt in den Landkreises Anhalt-Bitterfeld und Wittenberg sowie in der kreisfreien Stadt Dessau-Roßlau – sind somit direkt an der Vermittlung demokratischer Werte beteiligt. Seit 2010 wird das Projekt durch Marina Girev an den Euro-Schulen Bitterfeld-Wolfen begleitet, es ist das Teilprojekt eines landesweit aktiven Verbundes.

Vermittlung einer „deutschen Leitkultur“

Über die Erfahrungen aus ihrer Arbeit weiß Marina Girev, dass viele Menschen, die aus ihrer Heimat geflüchtet sind, sehr umfassende Kenntnisse zu westlichen Normen und Werten mitbringen. Die Akzeptanz und Integration dieser Werte in das eigene Selbstverständnis ist davon abhängig, wie man selbst Fairness und Toleranz erfahren hat. Im beruflichen Alltag ist die Möglichkeit hoch, diese Werte zu erleben. Über das gemeinsame Arbeiten verschwimmen Unterschiede, die trennen, am schnellsten. Daher sind Projekte, wie das von Marina Girev, die besten Schulen zur Vermittlung einer „deutschen Leitkultur“.


Hinweis zur Gender-Formulierung: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir im Text nur eine Form. Bei allen personenbezogenen Bezeichnungen meint die gewählte Formulierung stets alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten.


Geschlechtergerechtigkeit gehört zu den Grundsätzen unseres Unternehmens. Sprachliche Gleichbehandlung ist dabei ein wesentliches Merkmal. Für den diskriminierungsfreien Sprachgebrauch verwenden wir in Texten den Gender Star bei allen personenbezogenen Bezeichnungen, um alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten einzuschließen. Versehentliche Abweichungen enthalten keine Diskriminierungsabsicht.
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