Die Teilnehmenden des Integrationskurses der Euro-Schulen Görlitz posieren, gemeinsam mit ihrer Dozentin, gut gelaunt für ein Foto

20 Jahre Integrationskurse in Deutschland

23. Oktober 2025

Im Jahr 2005 starteten die ersten Integrationskurse in der Bundesrepublik Deutschland. Die Integration von Zuwanderern gehört seit 1992 zu den hervorgehobenen Aufgabenfeldern der Euro-Schulen Görlitz/Zittau und in diesem Zusammenhang auch seit 2005 die Durchführung von Integrationskursen. Aktuell findet bereits der 161. Integrationskurs an den Euro-Schulen Görlitz/Zittau statt.

Zwei Dekaden gelebte Integration

Heute, zwanzig Jahre später, feiern wir ein besonderes Jubiläum: zwei Jahrzehnte gelebte Integration, gegenseitiges Lernen und unzählige Erfolgsgeschichten. In dieser Zeit durften wir Teilnehmende in unterschiedlichsten Integrationskursen (Allgemeine Integrationskurse, Integrationskurse mit Alphabetisierung, Intensivkurse, Zweitschriftlernerkurse, einen Jugendintegrationskurs und Intensivkurse), berufsbezogenen Sprachkursen, Sprachprojekten, Ausbildungen und selbst als Mitarbeitende begleiten.

Anlässlich des Jubiläums haben die Teilnehmenden des Kurses IK149 an den Euro-Schulen Görlitz/Zittau ihre persönlichen Geschichten geteilt. Ihre Erlebnisse zeigen, wie unterschiedlich Integrationswege sein können – und doch eines gemeinsam haben: Hoffnung, Offenheit und Begegnung.

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Freude beim Entdecken dieser bewegenden und inspirierenden Erlebnisse!

Snezhanna S. (Kasachstan): „Ein besonderer Tag auf dem Altstadtfest“
„Ich war noch nicht lange in Deutschland. Alles war neu für mich – die Kultur, das Leben hier. Ich hatte noch nicht viele Freunde. (…) Ich war auf einem Altstadtfest in Görlitz. Es war mein erstes deutsches Fest. (…) Viele Leute haben mit mir gesprochen, aber mein Deutsch war noch nicht gut. Das war für mich ein ganz besonderer Tag, weil viele Menschen freundlich und hilfsbereit zu mir waren.“

Ahmad A. (Syrien): „Mut, Deutsch zu sprechen“
„Ich bin aus Syrien und lebe seit zwei Jahren in Deutschland. Ich bin hierhergekommen, um in Sicherheit zu leben und mir eine neue Zukunft aufzubauen. (…) In einer Buchhandlung war eine Verkäuferin sehr freundlich und geduldig zu mir, obwohl mein Deutsch nicht gut war. Dieses Erlebnis war für mich besonders, weil es mir gezeigt hat: Die Menschen hier helfen gerne, wenn man Fehler macht. Ich hatte zuerst Angst, Fehler zu machen, aber die Verkäuferin war sehr nett und hat mir Mut gemacht. Seit diesem Tag traue ich mich mehr, auf Deutsch zu sprechen.“

Alina K. (Ukraine): „Hilfe von fremden Menschen“
„Als ich nach Deutschland kam, konnte ich kein Deutsch. (…) Ich musste eine Wohnung finden, deshalb bin ich zu einer Agentur gegangen. Ich hatte Angst – ich dachte, sie verstehen mich nicht und sprechen nicht mit mir. Aber die Mitarbeiter waren sehr freundlich und verständnisvoll. Sie haben mir geholfen, eine Wohnung zu finden. Ich habe Hilfe von fremden Menschen bekommen.“

Olena S. (Ukraine): „Einladung zum Weihnachtsprogramm“
„Mein Mann und ich wurden zu einem Weihnachtsprogramm in eine Adventgemeinde eingeladen. Dort haben wir wunderbare Menschen kennengelernt. Sie kamen zu uns, um uns kennenzulernen. Natürlich war es für uns schwierig (…) wir haben mit dem Google-Übersetzer kommuniziert, aber das war nicht sehr praktisch. Diese Menschen waren sehr nett und freundlich zu uns. Später haben sie uns geholfen, uns in Deutschland zu integrieren. Das war sehr wichtig für mich.“

Viacheslav K. (Ukraine): „Mein erstes Gespräch auf Deutsch“ 
„Ich heiße Viacheslav und bin 27 Jahre alt. Ich komme aus der Ukraine und lebe seit etwa zwei Jahren in Deutschland. Einmal im Supermarkt hat ein älterer Mann mit mir gesprochen. Es war mein erstes Gespräch auf Deutsch. Ich war nervös, aber glücklich, weil er mich verstanden hat. Dieses Erlebnis hat mir gezeigt: Ich kann Deutsch sprechen und in Deutschland leben. Ich war stolz – und hoffe, dass ich noch viele gute Erfahrungen machen kann.“

Olga vR. (Russland): „Der Führerschein – ein Schritt in die Freiheit“ 
„Ich lebe seit vier Jahren in Deutschland. Zuerst hatte ich große Angst, weil ich nicht gut Deutsch sprechen konnte. Trotzdem habe ich mich entschieden, den Führerschein zu machen. Mein Fahrlehrer sprach nur Deutsch – das war schwierig, aber mit jeder Stunde wurde es besser. Ich war sehr nervös bei der Prüfung, aber ich habe beim ersten Versuch bestanden! Ich war unglaublich glücklich und stolz. Dieses Erlebnis hat mir gezeigt: Angst ist der größte Feind beim Sprechen. Man muss nur den Mut haben, zu reden. Nur durch Übung kommt Sicherheit und Erfolg.“

Semen M. (Ukraine): „Sport gegen Traurigkeit“ 
„Ich komme aus Kiew und bin seit zwei Jahren in Deutschland. Nach dem Beginn des Krieges war ich sehr traurig. Ich habe gesehen, dass viele Menschen in Deutschland Sport machen, und das hat mich motiviert. Ich begann, regelmäßig zu trainieren – mit dem Programm ‚75 Hard‘, bei dem man jeden Tag zwei Trainingseinheiten macht, keinen Alkohol trinkt und früh schlafen geht. Dieses Erlebnis hat mir gezeigt: Man darf nicht nur traurig sein, auch wenn man nichts ändern kann. Man muss heute leben, sich selbst und seine Familie lieben, Sport machen und das Leben genießen. Ich bin dankbar für diese Erfahrung.“

Zum Abschluss möchte ich sagen: Alle Geschichten aus dem Kurs IK149 sind auf ihre eigene Weise besonders. Sie zeigen Mut, Neugier, Dankbarkeit – und vor allem die Freude, in Deutschland anzukommen und Neues zu lernen.

Danksagung

Ein herzliches Dankeschön an alle Lehrkräfte, Mitarbeitende in der Verwaltung, Netzwerkpartner und natürlich alle Teilnehmenden für ihr Engagement, ihr Vertrauen und ihre Offenheit. Die Geschichten zeigen eindrucksvoll, dass Integration funktioniert, wenn Menschen sich mit Respekt, Geduld und Herzlichkeit begegnen.

*Die Integrationskurse werden gefördert vom Amt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).

Text: Joanna Bohn (stolze Dozentin des IK149 😊)
Beitragsbilder: Euro-Schulen

Geschlechtergerechtigkeit gehört zu den Grundsätzen unseres Unternehmens. Sprachliche Gleichbehandlung ist dabei ein wesentliches Merkmal. Für den diskriminierungsfreien Sprachgebrauch verwenden wir in Texten den Gender Star bei allen personenbezogenen Bezeichnungen, um alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten einzuschließen. Versehentliche Abweichungen enthalten keine Diskriminierungsabsicht.
Die Teilnehmenden des Integrationskurses der Euro-Schulen Görlitz posieren, gemeinsam mit ihrer Dozentin, gut gelaunt für ein Foto