Weiß, gelb, orange und rot! Oder ...

... Was haben die vier Aufmerksamkeitsstufen mit dem Hotel- und Gaststättengewerbe zu tun?

Um sich rechtzeitig verteidigen zu können, muss man aufmerksam sein. Bei den Aufmerksamkeitsstufen orientiert man sich am sogenannten „Colour Code“. Bei diesem Modell wird die Aufmerksamkeit in vier Farben unterteilt: Weiß, Gelb, Orange und Rot! Entwickelt wurde dieses Modell durch den Amerikaner Jeff Cooper, Angehöriger der US-Streitkräfte und bekannter Schießausbilder, der sehr viel Basisarbeit im Bereich der präventiven Gewaltbewältigung leistete.

Doch was haben Defense-Techniken mit der Arbeit im Hotel zu tun? Mit Beginn 2016 und den ersten Bedarfsanalysen zu gewünschten Weiterbildungsthemen der HoGa-Branche wurde vom weiblichen Personal verschiedener Hotels und Gaststätten signalisiert, dass es vermehrt zu Übergriffen von Gästen kommt, die schon längst nicht mehr nur verbaler Natur sind. Da wird nicht selten gedroht und teilweise sogar gegrabscht, gebrüllt und beleidigt. Daraus entstand der Wunsch, solchen Situationen nicht unvorbereitet gegenüber zu stehen.

Weiterbildung: „Schwierige Situationen meistern!“

Von den Euro-Schulen Dessau wurde im Rahmen des ESF-Projektes „Berufliche Kompetenzentwicklung und Retention-Management im Hotel- und Gaststättengewerbe (HoGa.Retention) eine Weiterbildung mit dem Titel „Schwierige Situationen meistern!“ konzipiert und organisiert. Im Rahmen der durchgeführten Ausschreibung überzeugte dann der Inhaber der WinTsun Akademie Dessau, Oliver Hofmann, mit seinem eingereichten Konzept. Im Mittelpunkt stand dabei die kommunikative, aber wenn nötig auch die körperliche, Abwehr solcher Attacken. Im Rahmen von vier Seminartagen wurden die Beurteilung und Analyse von Situationen, das Auftreten und die Körpersprache, Deeskalation bis hin zur Eigensicherung durch Selbstverteidigungstechniken trainiert.

„Colour Code“ als Orientierungshilfe

Doch kommen wir zurück zum „Colour Code“ mit den vier Aufmerksamkeitsstufen:
Bei Stufe Weiß schenkt man seiner Umwelt wenig bis gar keine Aufmerksamkeit. Man rechnet nicht mit Gefahr, denn man befindet sich dann meist zuhause, in vertrauter Umgebung bzw. in abgeschlossenen Räumen.
Verlässt man sein gewohntes Umfeld, sein Zuhause, begibt man sich unweigerlich in Stufe Gelb. Man nimmt Vorgänge, Handlungen und Situationen in seinem direkten Umfeld wahr und kann auch schneller darauf reagieren.

Nimmt man eine ungewohnte Situation wahr, ist sich aber noch nicht sicher, ob eine Gefahr ausgeht, befindet man sich schon in Stufe Orange.  
Die Stufe Rot steht für die sicher erkannte Gefahr. Der Angriff findet bereits statt oder steht eindeutig bevor. Eine verhältnismäßige Anwendung von Notwehr und Nothilfe in Form von Selbstverteidigung ist hier möglich und wahrscheinlich. Und die hat Oliver Hofmann mit den Frauen trainiert.

Von den Teilnehmern aus dem Workshop gab es daher nur positive Resonanz. Und seien wir mal ehrlich, die erlernten Strategien und Methoden können die Mitarbeiter der HoGA-Branche auch außerhalb ihrer täglichen Arbeit anwenden. Denn Situationen in Orange oder Rot können wir überall begegnen, nicht nur in der Arbeit.

Wir wünschen ihnen nur weiße und gelbe Tage!

Das Team von HoGa-Retention

Hinweis zur Gender-Formulierung: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir im Text nur die männliche Form. Bei allen personenbezogenen Bezeichnungen meint die gewählte Formulierung stets beide Geschlechter.