
Wolfen-Nord mit anderen Augen: Fiktion und Wirklichkeit.
Jugendliche Lebenswelten als Thema eines Kooperationsprojektes der Euro-Schulen mit der Akademie der Künste Berlin.
Inwieweit kann ein erwachsener Mensch die Welt noch mit den Augen eines Jugendlichen sehen? Das ist eine berechtigte Frage, denn letztendlich sind es Erwachsene, die planen, entscheiden und umsetzen. Welche Chancen bleiben jungen Menschen, ihre Lebenswelt so zu gestalten wie sie sich es wünschen – nach ihren Vorstellungen und Bedürfnissen? Auch diese Fragestellung kann nur eingeschränkt beantwortet werden. Umso wichtiger sind Freiräume, die Jugendlichen Möglichkeiten geben, ihr Umfeld neu zu kreieren.
Zwei KUNSTWELTEN-Workshops zum Thema „Jugendliche Lebenswelt“ haben Schülerinnen und Schülern des <link http: www.heine-gymnasium-wolfen.de _blank external-link-new-window external link in new>Heinrich-Heine-Gymnasiums Bitterfeld-Wolfen solch einen Freiraum geschaffen. In der praktischen künstlerischen Arbeit konnten die Jugendlichen ihren Lebensraum einfach mal nach eigenen Vorstellungen gestalten. Speziell das Stadtgebiet Wolfen-Nord stand dabei im Mittelpunkt. Wolfen-Nord als Trabantenstadt ist Synonym des demografischen Wandels und bietet dennoch gleichzeitig genügend Raum, um einem mitunter „totgesagten“ Quartier zumindest gedanklich und plastisch in der künstlerischen Arbeit neues Leben einzuhauchen.
In der Woche vom 24. bis 28.9. haben die Euro-Schulen Bitterfeld/Wolfen über ihr ESF-Bundesprogramm <link internal-link>„FaMiQua – FamilienManagement im Quartier“ gemeinsam mit der Akademie der Künste in Berlin zwei Werkstätten im Bereich Architektur und Film gestartet, um Wolfen-Nord über Visionen ein neues Gesicht zu geben. Das „FaMiQua“-Projekt der Euro-Schulen möchte mit den Menschen der Region das Image des Stadtgebiets stärken – unter anderen genau über derartige Kunstprojekte.
Die KUNSTWELTEN-Projekte der Akademie der Künste werden schon seit mehreren Jahren gemeinsam mit dem Landkreis umgesetzt. Neu war nun die inhaltliche Komponente, welche die Jugendlichen zu einer bewussten kritischen Reflektion mit ihrem Stadtteil anregen sollte. So bildete das Motiv der „Platte“ als Symbol für Wolfen-Nord den Schwerpunkt der Arbeit im Architekturworkshop. Geleitet wurde dieser von der Berliner Künstlerin und Architektin <link http: www.anneboissel.de vita.html _blank external-link-new-window external link in new>Anne Boissel. Anstatt die Platte abzureißen, sollten die Schülerinnen und Schüler ihre Vorstellungen von Freizeit und Leben in die einzelnen Etagen des Plattenbaus einfügen. Neben einer kreativen Lebensweltgestaltung standen dabei auch die Grundlagen des Berufsbildes „Architekt“ im Fokus. Anne Boissel, die selbst Architekturstudierende begleitet und ausbildet, konnte ihr Fachwissen an die Schülerinnen und Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums weitergeben. Diese spezielle Form der beruflichen Orientierung war neu für die Schülerinnen und Schüler, doch durchaus ein willkommener Lerneffekt der anderen Art.
Ob die Ideen und Visionen der Jugendlichen Realität werden, bleibt abzuwarten – zu wünschen wäre es ihnen und auch dem Stadtteil Wolfen-Nord. Denn jeder Mensch braucht das Gefühl, dass er aktiv etwas in seinem Leben und somit für sich selbst bewirken kann. Bleibt zu hoffen, dass der von den Euro-Schulen unterstützte KUNSTWELTEN-Workshop ein kleiner Anreiz für die Jugendlichen war, um sich aktiv in die Region einzubringen: aus dem Gefühl heraus, etwas bewegen zu wollen.


