
„Wir zeigen, was wir können“
Eine schöne Kindheit, Eltern, die einem immer zur Seite stehen, und eine große Portion Glück – nicht jeder Jugendliche kann das von sich und seinem Leben sagen. Und dann verwundert es auch nicht, wenn der Einstieg ins Berufsleben einige Startschwierigkeiten bereitet. Deshalb gibt es Projekte wie „STABIL – Selbstfindung – Training – Anleitung – Betreuung – Initiative – Lernen“, ein Programm des Landes Sachsen-Anhalt das aus dem Operationellen Programm des ESF kofinanziert wird und jungen Menschen bis 25 Jahren offensteht. Unter Anleitung von Pädagoginnen und Pädagogen haben arbeitslose Jugendliche ohne Schul- oder Berufsabschluss die Möglichkeit, zu zeigen, was sie können: Sie kochen, malern, nähen, gärtnern oder sägen im Team … und das so gut, dass die Jugendlichen ihre Produkte auf Märkten oder kleinen Verkaufsfesten selbst gut verkaufen können.
So praxisnah wie möglich
STABIL ist wie eine kleine Firma, in der nach einem realen Arbeitsplan für den Markt produziert wird. Auch Aufträge von Privatpersonen werden gerne angenommen. Die „kleine Firma“ unterliegt dabei der Aufsicht eines Fachbeirates, der die Arbeit fachlich begleitet und Konkurrenz zum 1. oder 2. Arbeitsmarkt ausschließt. So praxisnah wie möglich und dennoch mit einer umfassenden Betreuung, so lautet das Konzept des Programms.
Selbstwertstärkung und Akzeptanz für die Jugendlichen
„Mitunter ist es das erste Mal, dass diesen Jugendlichen jemand etwas zutraut“, weiß Viola Donath, verantwortlich für den Standort Wolfen. „Wir versuchen, den jungen Menschen eine Tagesstruktur zu vermitteln, leiten sie fachlich an, aber vor allem versuchen wir, ihnen ein Gefühl von Selbstwert und Akzeptanz zu geben“, erklärt sie. Seit 2009 wird das Programm durch die Euro-Schulen an den Standorten Bitterfeld-Wolfen/Aken und seit 2011 in Wittenberg umgesetzt.
Erfolge, Stolpersteine und Zukunftsvisionen
Nun läuft das Programm aus – Zeit für eine Rückschau: Am 15. Oktober 2014 luden alle STABIL-Programme des Landes in die Stadthalle Magdeburg. Mitarbeitende und Teilnehmende der Programme sowie offizielle Vertreter des Landes und der Kom-munen konnten sich zu Erfolgen, Stolpersteinen und Zukunftsvisionen austauschen. Arbeits- und Sozialminister Norbert Bischoff, Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper, aber auch Jugendliche aus den STABIL-Programmen kamen zu Wort. Trotz unterschiedlichster Perspektiven der Gesprächspartner war man sich einig, dass es auch künftig Angebote wie STABIL braucht, um jungen Menschen mit Prob-lemen den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern. Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Tombola mit Produkten der STABIL-Teilnehmenden. Wer Holzspielzeug mag oder selbstgemachte Marmeladen schätzt, kam an dieser Tombola nicht vorbei. Der Erlös ging an das Kinderhospiz Magdeburg.
Dass es STABIL und ähnliche Programme auch künftig braucht, wird deutlich, wenn man die steigenden Beratungsfälle der Erziehungsberatungsstellen berücksichtigt. Trotz sinkender Einwohnerzahlen nehmen die innerfamiliären Probleme zu. Immer mehr junge Menschen haben wenig Rückhalt und wachsen mit Spannungen und Problemen im Lebensumfeld auf. Schule und Ausbildung verlieren dabei oftmals an Bedeutung.
Projekt FaMiQua
Zu dieser Problematik tagte am 16. Oktober ein Gremium aus Vertretern des Arbeitskreises SCHULEWIRTSCHAFT Anhalt-Bitterfeld, des Jugendamtes, der Agentur für Arbeit, des Kreiselternrates und der Schulsozialarbeit. Das BIWAQ-Vorhaben „FaMiQua“ – ein Projekt der Euro-Schulen Bitterfeld/Wolfen – hatte einge-laden. Denn auch in der Arbeit im „FaMiQua“-Projekt ist deutlich geworden, dass sich viele junge Menschen schwer tun, regelmäßig zur Schule zu gehen, einen Abschluss zu machen oder gar produktiv die eigene berufliche Zukunft zu planen. Damit diese Jugendlichen auch weiterhin zeigen können, was sie können, müssen sich Politik und Gesellschaft auch künftig für diese Zielgruppe stark machen: Jetzt müssen wir zeigen, was wir können!

