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Über Toleranz schreiben
Wie schreibt man über Toleranz? Kann man über Toleranz überhaupt schreiben? Das ist doch nur eine Eigenschaft, oder? Diese Fragen stellen sich seit dem 22. November 2014 die „Jungen Redakteure“ der Sekundarschule „Helene Lange“. Im Workshop „Schülerinnen und Schüler machen Zeitung“ wird versucht, das Thema „Toleranz“ in eine pressetaugliche Form zu bringen. Gar nicht so einfach, wenn man das Zeitungsmachen erst erlernen muss. Doch Gudrun Fleischer, Leiterin der AG „Junge Redakteure“ und Lehrerin der Sekundarschule weiß: „Man braucht ein Thema, was die Kinder interessiert, was sie selbst erlebt oder was sie bearbeitet haben.“
Im Falle der angehenden Redakteure ist es ein museumspädagogischer Workshop mit dem Kreismuseum Bitterfeld gewesen. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage „Woher kommt mein Name?“ Im Namenskundeprojekt lernten die Schülerinnen und Schüler Herkunft und Wurzeln ihrer Namen sowie bestimmter regionaler Straßen- und Ortsnamen kennen. „Viele regionale Namen haben ihren Ursprung im Raum Polen oder Slawischen. Dies sind Ergebnisse verschiedener Wanderungsprozesse, so wie z. B. im Zuge der Industrialisierung um 1900, als viele Arbeiter aus Polen oder Tschechien einwanderten“, erklärt Diana Schmidt, Museumspädagogin des Kreismuseum Bitterfeld. „Darin sieht man, dass Migrati-onsprozesse kein modernes Phänomen sind, sondern der Zu- oder Wegzug von Menschen schon immer die Gesellschaft mitgestaltet hat“, weiß sie. „So gesehen, sind wir alle Nachfahren von Migranten.“ Mit diesem Wissen fällt es den Jungen Redakteuren schon leichter, über Toleranz zu schreiben.
Das Thema wurde im Rahmen einer interkulturellen Schulung vertieft. Nicole Hehr, Schulsozialpädagogin der „Helene Lange“ und ausgebildete Toleranztrainerin zeigt den Kindern in Rollenspielen, wie man Toleranz und Akzeptanz gegenüber dem scheinbar Fremden trainieren kann. „Damit ist Toleranz keine bloße Eigenschaft mehr. Toleranz wird greifbar und über Toleranz kann man schreiben“, fasst Gudrun Fleischer die Ergebnisse des Workshops zusammen.
Der Workshop „Schülerinnen und Schüler machen Zeitung“ ist ein Baustein des Vorhabens „Transkulturelle Schulungen für Gate-Keeper“ – ein Vorhaben der Euro-Schulen Bitterfeld/Wolfen und des Diakonievereins Bitterfeld–Wolfen – Gräfenhainichen e.V. Dieses bietet neben dem Toleranz-Workshop für Schüler auch kostenlose interkulturelle Schulungen für verschiedene Berufsgruppen, die tagtäglich mit Menschen arbeiten, im Landkreis Anhalt-Bitterfeld an.
Nähere Information erhalten Interessierte durch Carolin Kiehl, Projektmitarbeiterin, unter <link mail window for sending>kiehl.carolin@es.wolfen.eso.de.
