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Projektarbeit: Gelebte Integration an den Euro-Schulen

3. Dezember 2015

Seit Mai diesen Jahres haben sie sich regelmäßig getroffen: angehende Erzieher der Euro-Schulen Dessau und junge Geflüchtete aus der Region Bitterfeld-Wolfen. Ziel war die Ent-wicklung einer gemeinsamen Geocaching-Tour. Diese ist mittlerweile als "Berufe-Cache-Tour" digital und real im Raum Bitterfeld-Wolfen verfügbar. Ob nun aus den Teilnehmenden des Projektes "Interkulturelle Geocaching-Tour" professionelle Hobby-Cacher werden? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Die professionellen Geocacher gibt es in der Region bereits – Menschen, die viel Herzblut und Zeit in dieses Hobby stecken, um andere mit Phantasie und Knobelei auf kreative Reisen zu schicken.

Tipps und Hinweise hat sich das Projekt auch von diesen Profis holen können. Dennoch wurden die einen oder anderen Anfängerfehler gemacht, bevor die Tour stand. Letztendlich war dieser Prozess des Lernens und Fehlermachens auch ein Integrationsprozess. Hierbei war wichtig, dass man als Neuling Hilfe und Unterstützung von den Experten erhielt und nicht von vornherein abgestraft wurde. Ähnlich geht es Menschen, die als "Neulinge" nach Deutschland kommen und sich in einer Fülle neuer Regeln und Normen orientieren müssen. Als einfaches Beispiel sollen hier die Regeln der Mülltrennung angeführt werden: Wenn man nicht weiß, wie Mülltrennung richtig funktioniert, macht man Fehler. Dann sollte die alteingesessene Hausgemeinschaft Hilfe und Unterstützung bieten, anstatt hinterrücks zu wettern und strafend zu blicken. Integration ist ein Aufeinanderzugehen, ein gegenseitiges Lernen über Hilfe geben und Hilfe annehmen und vor allem eine Form von Nachsichtigkeit, wenn es nicht sofort klappt oder es anders verläuft als gedacht.

Ähnlich lief es in der eigentlichen Projektarbeit: Fehler zu machen war ausdrücklich erlaubt. Niemand hat ein grammatikalisch richtiges Deutsch auf Seiten der Geflüchteten erwartet und auch verschüttete Fremdsprachenkenntnisse auf Seiten der Erzieher wurden nicht sanktioniert. Ein nicht gefundener Cache wurde nicht zum Weltuntergang. Wesentlich im Projekt war das miteinander Agieren und Kommunizieren, das Wahrnehmen eigener Vorbehalte, die Reflektion der neugemachten Erfahrungen und eine damit verbundene Neubewertung des fremden Menschen, der ab einen bestimmten Punkt nicht mehr fremd ist, weil man so manche Gemeinsamkeiten findet.

Über Kontakt und das Miteinander werden die Grundlagen für eine Gemeinschaft gelegt, die sich von anderen Gemeinschaften wie einem Kollegium, einem Klassenverband, einem Sportverein oder eben auch einer eingeschworenen Geocaching-Gemeinde nicht mehr unterscheidet. Was so einfach klingt, ist auch einfach, wenn jeder Einzelne, jede Institution oder auch jedes Unternehmen bereit ist, Möglichkeiten des Miteinander-in-Kontakt-Kommens mitzugestalten. Die Erfahrungen aus der Projektarbeit wurden daher am 23. November über eine kleine Präsentation an wichtige, kommunale Entscheidungsträger weitergegeben, um für die Region Bitterfeld-Wolfen und den Landkreis Anhalt-Bitterfeld Impulse zu geben, auf welche grundlegende Prozesse es jetzt im Zuge der Flüchtlingshilfe und Integrationsarbeit ankommt.

Das Projekt ist Baustein der „Transkulturellen Schulungen für Gate-Keeper“ – einem Kooperationsprojekt der Euro-Schulen Bitterfeld-Wolfen und des Diakonievereins Bitterfeld-Wolfen – Gräfenhainichen e.V. – und wurde über den Arbeitskreis SCHULEWIRTSCHAFT Anhalt-Bitterfeld tatkräftig unterstützt.

 

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