Besuch der Ausstellung "Körperwelten"-1

Besuch der Ausstellung "Körperwelten"

22. Februar 2016

Die Schüler unseres Vorbereitungskurses für die <link internal-link mittlere>Opens internal link in current windowMittlere Reife schauten sich jetzt gemeinsam mit ihrer Biologielehrerin Evi Weilbach beeindruckende Präparate menschlicher Körper an:

Im Rahmen des Biologie-Unterrichts regte ich an, dass unser Vorbereitungskurs Mittlere Reife diese Ausstellung besucht. Im Vorfeld diskutierten wir die Bedenken einiger (überwiegend volljährigen) Teilnehmer, weil viele das Ausstellen von Toten gruselig finden und dies nicht sehen wollten. Es war keine verpflichtende Teilnahme und daher kam auch nur ein Teil des Kurses mit. Diejenigen, die mitkamen, sahen diese Bedenken nicht bestätigt. Gleich zu Beginn konnte man ein Blanko-Formular betrachten, das die Menschen zu Lebzeiten und freiwillig ausgefüllt haben, deren Körper zu sehen sind.

Was in der Ausstellung gezeigt wurde, war nicht reißerisch oder wie aus dem Kuriositätenkabinett präsentiert, sondern stellte eine durchaus repräsentative Ergänzung unseres Unterrichts dar. Es ist wichtig, dass dies aus der emotionalen „Pfui-Bah“-Ecke herausgeholt wird und man das Ganze sachlich und unter dem informativen Aspekt betrachtet. Gerade junge Menschen ekeln sich immer mehr  vor Dingen, die  noch eine Generation zuvor keinerlei Reaktionen hervorgerufen haben. Ereignisse wie Geburt, Sexualität und Tod sind nun einmal ganz zentral in unseren Leben und da lässt sich keine Photoshop-App darüberlegen. Das ist das echte Leben, ungeschönt.

Sowohl einen kompletten Verdauungsstrakt einmal real zu  sehen, als auch das gesamte Gefäßsystem eines Menschen und noch zahllose weitere medizinische Details, war sehr erhellend, auch für mich als Lehrerin. Natürlich sind Säuferlebern und Raucherlungen nicht schön anzusehen, aber wenn es derer bedarf, damit mit Alkohol und Nikotin verantwortungsvoll umgegangen wird?

Das Gleiche gilt auch, einmal einen Menschen mit starkem Übergewicht im Längsschnitt zu sehen und wie sehr das ungesunde Fett zwischen den Organen lagert. Wichtig ist angesichts des Schlankheitswahns aber auch, zu erkennen, dass - abhängig von Alter und Geschlecht und auch genetischer Disposition - eine Fettschicht  durchaus Teil eines normalen und gesunden Körpers ist. Sehr spannend war in diesem Zusammenhang auch die Darstellung in Fotos, wie viel und was Menschen aus verschiedenen Ländern pro Woche essen und was dieses Essen mit den Menschen macht. Solche sehr eindrücklichen Vergleiche erreichen bei jungen Menschen mehr als viele Tabellen aus dem Biologiebuch.

Die Präsentation der kompletten Körper waren natürlich die spektakulärsten Anschauungsobjekte, an denen die Präparatoren ihre Kunstfertigkeit zeigen konnten. Mit meinen Schülern das Nervengeflecht und das Gehirn oder z. B. das Innenohr betrachten zu können, worüber wir noch in der Vorwoche im Unterricht sprachen, passte natürlich auch perfekt. Es wurde auch ein Gehirn ausgestellt, das durch Alzheimer verändert war. Was diese Ausstellung so wertvoll machte, war der sehr aktuelle Bezug auf viele unserer Zivilisationskrankheiten. Dass wir vieles selbst steuern können durch die Art, wie wir leben.

Alles in allem hat die Ausstellung viele Antworten auf Fragen gegeben, die wir noch nicht einmal wussten, dass wir sie haben, es hat vieles zurechtgerückt und die Ehrfurcht vor einem so lange so perfekt funktionierenden Gesamtkunstwerk der Natur, unseren Körper, noch erhöht. Vielleicht gibt man ja besser auf ihn acht, wenn man genauer weiß, wie er funktioniert.


Text: Evi Weilbach, Biologielehrerin


Foto: © SEBASTIAN KAULITZKI/Science Photo Library/Corbis


Hinweis zur Gender-Formulierung: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir im Text vorrangig die männliche Form. Bei allen personenbezogenen Bezeichnungen meint die gewählte Formulierung stets beide Geschlechter.

Geschlechtergerechtigkeit gehört zu den Grundsätzen unseres Unternehmens. Sprachliche Gleichbehandlung ist dabei ein wesentliches Merkmal. Für den diskriminierungsfreien Sprachgebrauch verwenden wir in Texten den Gender Star bei allen personenbezogenen Bezeichnungen, um alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten einzuschließen. Versehentliche Abweichungen enthalten keine Diskriminierungsabsicht.
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